Europas Gewässer und die Wasserrahmenrichtlinie

„Seit 1970 hat die Menge der Frischwasser Arten weltweit um 83% abgenommen“, veröffentlichte der WWF im Living Planet Report 2018. Während diese Nachricht in den letzten Wochen bekannt wurde, haben sich in Vergangenheit politische Vertreter Europas an den Tisch gesetzt und über eine Abschwächung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie diskutiert. Was genau das ist, welche Folgen diese Entwicklung mit sich ziehen könnte und was getan werden muss um die Gewässer zu retten, liest du Hier.

Wasser ist Leben, es ist die Grundlage für die Existenz aller Arten und für das Bestehen der Erde. Auch in der UN Menschenrechtscharta wird Wasser als fundamentales Recht anerkannt. Wir wissen also über den Wert von gutem Wasser Bescheid, doch der Schutz ist einigen nicht so viel wert. Denn immer mehr Wirtschafts- und Industrielobbys sollen hinter den Kulissen Stimmung gegen ökologischen Gewässerschutz machen.

See

Im Oktober haben sich die europäischen Entscheidungsträger in Wien bei der fünften europäischen Wasserkonferenz getroffen, um darüber zu diskutieren wie realistisch die Umsetzung dieser Richtlinie noch ist. Das liegt daran, dass viele Staaten, sei es wegen politischem Unwillen, Profitgier oder Interessenskonflikten, relativ wenig dafür tun die Auflagen der Wasserrahmenrichtlinie einzuhalten.

Während die Verhandlungen noch statt finden, wird sie sozusagen einem Fitnesscheck unterzogen. Er soll darüber entscheiden ob künftige Aktionen im Gewässerschutz so streng sein müssen, wie sie es gerade sind.

Doch Frischwasser Ökosysteme sind offiziell die am meisten gefährdeten der Erde und es ist unklar, wie lange sich die europäischen Gewässer noch in mäßigem Zustand halten können. Umweltorganisationen wie der WWF oder der Naturschutzbund und Weitere, haben sich in diesem Anliegen zusammengetan und kämpfen gemeinsam für besseren Gewässerschutz. Mit der Kampagne #protectwater, soll die Kommission aufgefordert werden das Gesetz zu verteidigen.

Abwassereinleitung

Die Öffentlichkeit, also wir, du und ich spielen dabei eine große Rolle. Denn unsere Aufgabe ist es dafür einzustehen, wie wichtig sauberes Wasser für uns ist. Im Oktober haben sich deshalb, einige Menschen getroffen um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Falls du jetzt schon sagst: Wasser und vor allem gute Qualität von Wasser sind echt wichtig, nicht nur für mich, sondern für den ganzen Planeten! Unter diesem Link kannst du deine Stimme erheben:

https://www.generationearth.at/project/wasser/

Was ist die Wasserrahmenrichtlinie?

Die Wasserrahmenrichtlinie ist eine europäische Gesetzgebung, die im Jahre 2000 von den EU Staaten beschlossen wurde. Sie fasst nationale Gesetze zusammen, und soll für einen einheitlichen Gewässerschutz in Europa sorgen. Soweit so gut. Die einzelnen Länder hatten bis 2015 und haben spätestens bis 2027 Zeit, sich für das Erreichen der Ziele einzusetzen.

Zu den zentralen Elementen der Wasserrahmenrichtlinie zählt die Verpflichtung der Mitgliedstaaten zu:

  • Einer Verankerung von Umweltzielen für Oberflächengewässer und Grundwasser
  • Einer umfassende Analyse der Flusseinzugsgebiete
  • Der Einrichtung eines Überwachungsmessnetzes
  • Der Erstellung von flussgebietsbezogenen Bewirtschaftungsplänen samt Maßnahmenprogramm unter Einbeziehung der Öffentlichkeit zur Erreichung der Ziele bis zum Jahr 2015, mit Ausnahmen spätestens 2027.
  • Einer Überarbeitung der Bewirtschaftungspläne für Flusseinzugsgebiete alle 6 Jahre

Damit am Ende diese Ziele erreicht werden:

  • Alle Oberflächengewässer der EU sollen sich bis spätestens 2027 in einem guten ökologischen und chemischen Zustand befinden
  • Die Grundwasservorkommen der EU sollen in gutem chemischen und mengenmäßigen Zustand sein
  • Kombinierter Ansatz:  Emissions- + Immissionsprinzip
  • Verursacherprinzip: Kostendeckung
  • Stärkere Bürgereinbindung
  • Rationalisierung der Rechtsvorschriften

Doch das Ergebnis ist ernüchternd. Denn bis jetzt hat sich nicht viel verbessert. Was umgesetzt wurde sind bessere Überwachungssysteme der Gewässer, und die Daten daraus machen klar, wie schlecht es um die europäischen Wasserkörper steht.

Gründe für das Nicht-Erreichen der Ziele …

…sind vor allem fehlendes Engagement der Politik. In Staaten die den Schutz des Wassers mildern wollen, steht es meist nicht gut um das Wasser, aber umso besser um wirtschaftliche Interessen. Vielleicht überrascht es dich, aber am schlimmsten soll es um die Flüsse, Seen, und Feuchtgebiete in Zentraleuropa stehen, in Ländern wie Deutschland oder Belgien. Beide haben eine hohe Bevölkerungsdichte gemeinsam, was den Grund für den Zustand der Gewässer schon erahnen lässt.

Abwasserbehandlung

Tragisch daran ist vor allem die Tatsache, dass diese Diskussionen hinter verschlossenen Türen und geheim gehalten werden. Während die Eignungsprüfung der Wasserrahmenrichtlinie noch läuft, setzen sich gewisse Entscheidungsträger schon an Tische und sind für weniger starke Gesetze oder zum Beispiel eine Verschiebung der Frist bis 2045 etc. Die europäische Kommission kann dabei höchstens zuschauen.

Die Rolle des Wassers auf unserem Planeten

Wahrscheinlich wirst du selber wissen wie wichtig sauberes Wasser für das Leben auf dieser Erde ist. Du bestehst ja immerhin selbst zu 70% aus Wasser und trinkst es täglich. Außerdem machen wir mit der Hilfe von Wasser Energie verfügbar, und ohne Wasser hätten wirtschaftliche Interessen keine Chance.

Plastikverschmutzung

Der gesamte Planet ist abhängig von der Präsenz von Wasser. Auch für die Zukunft und die Herausforderung Klimawande,l brauchen wir einen funktionierenden Wasserkreislauf. Viel wichtiger ist jedoch, dass auch die Qualität stimmen muss und zwar nicht nur wegen uns Menschen, sondern auch für die zahlreichen Lebewesen die mit uns gemeinsam den Planeten bewohnen.

Was belastet die Gewässer?

Vor allem wir Menschen. Es scheint als würde mit unserer Präsenz das Leben anderer Arten keinen Platz mehr finden. Doch so muss es gar nicht sein, wenn wir ein paar Probleme in den Griff bekommen würden.

1.) Wasserkraft

In Österreich trägt Wasserkraft zu 60% der heimischen Stromproduktion bei. Wasserkraft hat ihre guten, aber auch schlechten Seiten. Zu den guten gehört auf jeden Fall die Tatsache, dass es sich um einen erneuerbaren Energieträger handelt, der noch dazu fast keine Schadstoffe in die Luft freisetzt. Es macht aber einen Unterschied wo und wie Wasserkraft eingesetzt wird.

Denn 94% aller österreichische Wasserkraftwerke sind Klein und Kleinstkraftwerke. Diese machen aber nur 12 % der Stromproduktion durch Wasserkraft aus, und tragen somit nicht wesentlich zur Deckung des Energiebedarfs bei.

Fischsterben

Diese Kleinwasserkraftwerke verändern das Gewässernetz jedoch enorm und 75% wurden in sensiblen Gebieten gebaut. Sie hindern zum Beispiel Fische sich im Flussverlauf fortzubewegen. Diese Kraftwerke werden immer noch vom Staat gefördert und haben laut Umweltdachverband maßgeblich dazu beigetragen, dass die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie nicht erreicht wurden.

2.) Hochwasserschutz

Dämme werden gebaut um uns Menschen von Hochwässern zu schützen. Das ist natürlich wichtig, doch es gibt Möglichkeiten das zu tun ohne dort lebende Arten und das Ökosystem zu stören. Denn es besteht eine Synergie zwischen Hochwasser und Gewässerschutz.  Auen oder andere Feuchtgebiete können auch als sogenannte Retentionsbecken, also Auffangbereiche, dienen und dabei die Artenvielfalt schützen.

3.) Verschmutzung

Hauptverursacher bei der Wasserverschmutzung soll die Chemische Belastung sein, die vor allem durch die Landwirtschaft und Städtische Kläranlagen verursacht wird. Den größten Beitrag sollen Pestizide ausmachen, die für die Vernichtung von Unkraut in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Biologische Landwirtschaft verwendet keine chemischen Spritzmittel und Pestizide. Somit wäre sie eine Möglichkeit, bei vermehrtem Einsatz, die Verschmutzung einzudämmen.

Was muss geschehen?

Umweltschutzorganisationen fordern, dass jetzt auf keinen Fall nachgelassen werden darf. Vor allem nicht was die Strenge betrifft, und auch was den Zeitraum also die Erreichung der Ziele bis spätestens 2027, und darüber hinaus betrifft. Die Finanzierung der Sanierung sollte mindestens bis 2027 gesichert sein.

Gebirgsbach

Die Wasserrahmenrichtlinie basiert auch auf der Kostendeckung durch das Verursacherprinzip. Das bedeutet unter anderem Wassergebühren für die Wassernutzung durch Wasserkraft, da dadurch Gewässer geschädigt werden.
Um die Klimaziele zu erreichen, soll ein weiterer sanfter Ausbau der Wasserkraft stattfinden, in Gebieten, die energiewirtschaftlich sinnvoll sind.

Die Kraftwerke sollen dabei an die Anforderungen des modernen Gewässerschutzes angepasst und zum Beispiel mit Hilfe von Fischaufstiegs/abstiegshilfen oder der Sanierung von Restwasserstrecken, verbessert werden. Außerdem soll die Ausweisung wertvoller Gewässerstrecken ausständig sein, damit sie dauerhaft vor weiteren Eingriffen geschützt werden.

Die Wasserrahmenrichtlinie sieht auch ein Verschlechterungsverbot vor, das heißt die Gewässer dürfen auf keinen Fall einen schlechteren Zustand erreichen, als jenen in dem sie sich jetzt befinden. Weiters solle eine Beschränkung des Einsatzes von Dünge und Pflanzenschutzmitteln und ein Ausbau der Kläranlagen helfen, die Verschmutzung einzudämmen.

Die Lage in Österreich

Die Wasserrahmenrichtlinie wurde im Jahre 2003 im nationalen Recht verankert. Danach wurden nicht nur Gesetze, sondern auch Überwachungsprogramme angepasst. Im Jahre 2016 waren erst 37% der Oberflächegewässer, mit einem Einzugsgebiet über 10 km, in sehr gutem oder guten ökologischen Zustand.

Wien – Donau

Es ist unsere Aufgabe

Wie gehen wir also in Zukunft mit einer so wichtigen Ressource wie Wasser um, und auf was für einem Planeten wollen wir leben? Vor allem wenn die Bevölkerung wächst und der Energiebedarf steigt, sollten wir diese Frage besser früher als später beantworten.Die Bewältigung des Wasserproblems sollte doch vor allem deshalb die Aufgabe der Menschen sein, weil wir der Ursprung für die Zerstörung sind.

Unter diesem Link kannst du deine Stimme erheben:

https://www.generationearth.at/project/wasser/


Quellen:

  • http://www.umweltdachverband.at/assets/Umweltdachverband/Publikationen/Positionspapiere/2016-UWD-Positions-und-Forderungspapier-WRRL-2016.pdf
  • http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/wasser/eu-wrrl/
  • https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/990968_Der-Kampf-ums-Wasser.html?fbclid=IwAR2iWgwd7O0LfEvPZIPwSJsfOTqIRwJ8JeBh1tZkjR0VNGo17PlZFb3CagY
  • https://www.theguardian.com/environment/2018/oct/30/humanity-wiped-out-animals-since-1970-major-report-finds?CMP=fb_gu&fbclid=IwAR0ZYfVzshem0-W8S1FuF5YPUWC5YuT6oGYrY02IsagXwBXS5BBBgss_Qqg
  • https://www.generationearth.at/project/wasser/

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