Weiße Weihnachten – ein Kindheitstraum oder noch Realität?

Noch ein paar Tage und viele von uns werden Weihnachten feiern. Manche mit Geschenken und einem Weihnachtsbaum und andere mit ganz viel Schnee. Doch entsprechen weiße Weihnachten überhaupt noch der Realität? Oder ist es ein Wunschtraum, welcher der Gegenwart durch den Klimawandel nicht mehr gerecht werden kann?

Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu bekommen habe ich mit Dr. Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur in Wien gesprochen.

Welche Bedeutung hat Schnee für Sie persönlich?

 

Schnee weckt bei mir vor allem Kindheitserinnerungen und schafft Weihnachtsstimmung. Ich bin in der Weststeiermark aufgewachsen und in den 60er Jahren gab es auf unserer Höhe noch einigermaßen viel Schnee. Er lag oft so hoch wie ich groß war. Das war zwar nicht viel, aber 1 Meter war es schon. Ich erinnere mich an die Schneeballschlachten, das Schneemannbauen und das Schifahren zu Weihnachten. Er macht den kalten Winter für mich zu einer Jahreszeit die sich leichter ertragen lässt.

 

Gab es früher öfter weiße Weihnachten?

Weiße Weihnachten sind auf jeden Fall etwas Besonderes, das zeigt auch die Statistik. Denn durchschnittlich alle fünf Jahre fällt Schnee am Heiligen Abend und er unterliegt grundsätzlich starken Schwankungen. Wahrnehmen kann man diesen Trend beim Schnee schwer, da Häufigkeit und Mächtigkeit oft schubweise kommen und gehen. Doch bis zu 700 Metern Höhe hat sich dieser Temperaturanstieg auf den Schneefall stark ausegwirkt, da dieser nur unter 0°C möglich ist.

Braucht die Erde Schnee und wenn ja warum?

Nicht unbedingt. Denn lange Zeit gab es keinen Schnee auf der Erde. Mittlerweile haben sich aber einige Lebewesen an den Schnee angepasst, und deren Überleben hängt davon ab. Außerdem sind insgesamt 10% der Erdfläche mit Schnee und Eis bedeckt und das ist schon ein relevanter Teil. Er ist auch ein wichtiges Klimaelement und hat positive Auswirkungen auf die Natur.

Was ist die Ursache für weniger Schnee?

Grundproblem ist der anthropogene Klimawandel. In den Tälern merkt man, dass in den letzten Jahren weniger Schnee fällt. Der Grund dafür ist die sukzessive Erwärmung der Erde. Seit den 1970er Jahren hat sie sich bei uns nämlich um durchschnittlich 1°C erwärmt.

Welche Auswirkungen hat der Schneeverlust auf die Natur?

Szenarien zeigen, dass es in den nächsten Jahren  im Winter zu einer Niederschlagzunahme kommen kann. Außerdem werden die Übergangsjahreszeiten so wie wir sie kennen nicht mehr existieren. Dann ist es möglich, dass es plötzlich von heiß auf kalt wechselt und umgekehrt. Dadurch hat vor allem die Landwirtschaft mit Frostschäden, Wassermangel, Erosion und Hitzewellen zu kämpfen und das wirkt sich auf unsere Lebensmittelproduktion aus.

Im Winter schützt der Schnee den Boden und die Pflanzen vor dem Austrocknen. Er ist ein Frostschutz und der Boden kann mehr Wasser aufnehmen, da das Schmelzwasser langsamer sickert im Vergleich zu Regen. Dadurch wird das Wasser im Boden gespeichert und im Sommer haben Pflanzen vor allem im Flachland eine bessere Wasserversorgung.

Auch Tiere wie Eisbären sind betroffen. Denn sie jagen ihr Futter auf dem Eis des Meeres. Doch da dieses immer weiter zurückgeht, finden sie weniger Robben und verhungern dadurch.

Welchen Beitrag leisten wir Menschen und was sollten wir dringend ändern?

Das Klimaschutzabkommen von Paris geht schon in die richtige Richtung. Doch jetzt geht es darum das 2°C Ziel zu erreichen und alle Maßnahmen umzusetzen welche die Menge an Treibhausgasen minimieren. Es sind aber nicht nur politische Ziele sondern auch gesellschaftliche. Wie wir Energie gewinnen, unser Transportsystem und Wirtschaftsprozesse sollten bis Mitte des Jahrhunderts einer Transformation unterliegen, um den Kohlenstoffausstoß auf ein absolutes Minimum zu bringen. Eine stärkere Besteuerung von fossiler Energie und weniger von Arbeit wäre wünschenswert.

Ist es dann nicht entmutigend wenn Menschen wie Donald Trump den Klimawandel leugnen und die USA aus dem Klimaabkommen aussteigen wollen?

Nein. Da sie noch nicht ausgestiegen sind und so einfach geht das auch nicht. Denn durch den Vertrag sind die Vereinigten Staaten eine gewisse Zeit an das Abkommen gebunden. Außerdem wollen einige Bundesstaaten und große Konzerne der USA weiterhin an den Klimaschutzzielen arbeiten.

Gibt es also noch Hoffnung für weiße Weihnachten?

Ja wenn die Bedingungen passen und Ziele umgesetzt werden. Glücklicherweise sind sich viele Länder der Dringlichkeit den Klimawandel aufzuhalten bewusst.  Wir können ihn zwar nicht rückgängig machen und unsere Handlungen Heute wirken sich erst auf die Zukunft aus. Doch wenn alle Rücksicht nehmen und die Bedingungen passen, kann es in Zukunft noch bei weißen Weihnachten bleiben. Deshalb ist es jetzt wichtig das Versprochene umzusetzen.

 

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