Wenn Menschen ihren Blick zum Boden senken, sehen die meisten nicht besonders viel außer Dreck. Doch die Bedeutung dieser Ressource, auf der sich Menschen und Tiere täglich bewegen ist enorm. Welche Funktionen der Boden übernimmt findet ihr hier:
In natürlichen Systemen findet viel Austausch statt und Lebewesen sind voneinander und der Natur abhängig. Wie ausgeklügelt eine scheinbar banale Ressource wie der Boden sein kann, ist immer wieder faszinierend. Deshalb wird es auch immer wichtiger, dass wir beginnen Boden als das anzuerkennen was er ist, und zwar das Fundament für Leben auf diesem Planeten.
Bis jetzt haben Menschen noch längst nicht die volle Reichweite erkannt und entdecken immer wieder neue Funktionen. Doch einiges ist schon lange wissenschaftlich bewiesen:
Nahrung und Lebensmittelsicherheit
Für uns Menschen ist vermeintlich der Anbau von Lebensmitteln am wichtigsten. Denn Gesunde Böden sind im Stande Pflanzen mit Nährstoffen und Mineralien zu versorgen. Diese Grundlage für die Land- und Forstwirtschaftliche Nutzung landet als Endprodukt in unseren Körpern. Ungefähr 95 % unserer Lebensmittel werden direkt oder indirekt vom Boden erzeugt (FAO). Damit das möglich ist muss Erde fruchtbar sein. Ist sie einmal zerstört kann es durchschnittlich 2000 Jahre dauern bis sich wieder ein nahrhaftes Gleichgewicht eingestellt hat.
Rohstofflieferant
Der Wohlstand der sich zumindest an bestimmten Regionen der Welt etabliert hat wurzelt in den Böden dieses Planeten. Denn Rohstoffe wie Gold, Eisen, Ton, Sand, Silber aber auch seltene Erden wie Cobalt, welches wir für die Erzeugung von Elektronik wie Handys brauchen, schlummert unter unseren Füßen.
Energiegrundlage
Ein Leben ohne Strom oder Mobilität im 21. Jahrhundert ist beinahe unvorstellbar. Doch auch diese Art von Energie hat ihren Ursprung im Boden, zumindest noch. Denn Erdöl und Erdgas ermöglichte eine Vielfalt in der Entwicklung. Auch Brennstoffe fallen nicht einfach vom Himmel, sondern sie entstehen durch biologische Prozesse im Boden. Dadurch ist es uns möglich alle Distanzen zu überwinden, mit dem Auto, dem Zug oder auch dem Flugzeug in Rekordzeit. Auch mit erneuerbaren Energiesystemen wie Geothermie, also der Energiegewinnung aus heißen Quellen tief unter der Erde, schöpfen wir auch in Zukunft Kraft die unter der Erde existiert.
Artenvielfalt
In der Natur ist alles miteinander verbunden und lebt im gegenseitigen Austausch. Mindestens ein Viertel aller Spezies dieser Erde sollen im Boden leben. So können sich in einer Hand voll Erde bis zu 10 Milliarden Mikroorganismen befinden(EC). Diese ermöglichen dann wiederum das Leben an der Oberfläche, und das Gesamtsystem bildet somit diese unglaubliche Artenvielfalt auf der Erde.
Bodenstabilität und Struktur
Regenwürmer und andere kleine Lebewesen graben die Böden um. Das ist wichtig, weil durch die Umgestaltung der Bodenstruktur dessen Aufnahmefähigkeit von Nährstoffen begünstigt wird. Nicht nur dafür wird der Raum genutzt. Sondern Insekten und andere Tierarten brauchen den Boden als Brut-Raum oder Nahrungsgrundlage. Außerdem übernimmt der Boden auch die Stabilitätsfunktion, von welcher zahlreiche Tierarten im Ökosystem abhängig sind. Auch wir Menschen wären nicht da wo wir heute sind ohne Bodenstabilität. Denn dadurch war es möglich Siedlungen zu bauen, aber auch die Wirtschaft auf das heutige Niveau zu heben.
Primärproduktion
Mikroorganismen sind verantwortlich für den Abbau von Nährstoffen, Mineralien und natürlicher Substanzen, die sie dann in verfügbarer Form an andere Tiere abgeben. Das Bodensystem gleicht einer Maschine, in welcher jedes Rad zu einem lebenswerten Planeten beiträgt. Damit wir Menschen Nahrung haben, produzieren die Erstaufnehmer mit Hilfe von Licht unser Essen, vorrausgesetzt ihr Arbeitsplatz ist fruchtbar und frei von Gift.
Klimaregulator
Der Boden ist ein lebendiges Ökosystem, weil es Stoffe aufnimmt und wieder an die Umgebung abgibt. Somit ist er auch essentiell für die Gesundheit der Menschen. Denn je nachdem wieviel Pflanzen auf dem Boden wachsen desto mehr Sauerstoff wird der Atmosphäre zur Verfügung gestellt. Aber nicht nur das, ein Baum fängt nämlich im Jahresdurchschnitt etwa 100 g Feinstaub ein. Auch schädliche Treibhausgase wie CO2 werden in der Erde abgelagert, nach dem Meer ist er der zweitgrößte CO2-Speicher. 0,1 % des im Boden gebundenen Kohlenstoffs entsprechen den jährlichen Emissionen von 100 Millionen Autos entsprechen (EC).Damit beeinflusst er auch unser Klima und den Treibhauseffekt.
Wasserreinigung
Sauberes Wasser – die Grundlage für Leben? Ja eindeutig! Denn auch wir Menschen sind stark von der Verfügbarkeit von Wasser mit guter Qualität abhängig. Der Boden regelt das für uns und sorgt dafür, dass dieses essentielle Lebenselixier rein bleibt. Das ist möglich durch die Filterfunktion die von ihm übernommen wird. Denn Schadstoffe wie Nitrat werden durch das ausgeklügelte System aussortiert und nötige Mineralien eingespeist. Außerdem schützt er mit seiner Masse auch vor Fluten indem er Regen speichert und Wassermengen zurückhält.
Ästhetik und kulturelles Erbe
Gehen, Stehen Fallen und vieles mehr passiert auf den Böden dieser Erde. Es ist eine Ressource wie Luft und Wasser die wir alle teilen. Ein gemeinsames Gut, aber nicht selbstverständlich. In der Geschichte der Menschheit hat sich viel ereignet und bis heute finden wir im Boden Antworten auf historische Fragen. Durch sein Relief, die verschiedenen Gesteine und Fossilien sind wir im Stande auch Rückschlüsse auf Umwelt- und Klimabedingungen zu treffen. Außerdem gestaltet er mit seinem Dasein das Landschaftsbild und ermöglicht die Vielfalt der Pflanzen. Auch für Archäo logen ist der Boden die Fundgrube für all die kulturellen Schätze, die uns bis heute begeistern und beeinflussen.
Der Boden lebt, auch wenn wir uns die Grenzen dieser Ressource schwer vorstellen können sind sie da. Bis zur Erschöpfung des Bodens, dauert es noch. Ist es aber einmal soweit kann man nicht einfach Boden pflanzen. Denn er ist nicht erneuerbar und schon gar nicht ersetzbar. Welche Probleme und Herausforderungen wir mit Europas Böden haben und was passieren sollte damit wir diese lösen, lest ihr demnächst.