der Boden: die Basis des Lebens

Nach fast einem Jahr in Madrid durfte ich weit mehr als Spanisch lernen. Was geht, versuche ich zu teilen und deswegen gibt es heute dieses Interview zum Boden.

Dafür habe ich mit Fernando Luis Sánchez Casado gesprochen, der Doktorand an der Universidad Autonoma Madrid ist, und mir einige Fragen zu dieser essentiellen Lebensgrundlage beantwortet hat.

Wie steht es um die Gesundheit der Böden Spaniens?

Die Agrarflächen in Spanien leiden unter einer intensiven Belastung. Das Management der Böden wird auf eine Art und Weise ausgeführt, die dem Boden schadet und ihn auszehrt, sodass weniger Nährstoffe verfügbar sind und die Bodenfruchtbarkeit negativ beeinflusst wird.

Auch andere Aufgaben des Bodens, wie zum Beispiel die Wasserspeicherungskapazität können immer schwieriger bewältigt werden, während die Böden gleichzeitig immer größerer Erosion ausgesetzt sind.

Dadurch sterben nicht nur nützliche Arten, sondern auch der Boden selbst leidet unter dieser Belastung.

Glaubst du Böden haben bei der europäischen Bevölkerung das Image, welches sie verdienen?

Nein. Oft wird ihr Wert für den gesamten Planeten unterschätzt. Viele Menschen sehen diese so wichtige Ressource lediglich als Medium um Nahrung anzubauen oder um ihn zu bebauen.

Dabei wird seine tragende Rolle im natürlichen Gesamtsystem oft ignoriert. Denn eigentlich beeinflusst er nicht nur den Wasserzyklus oder den Klimakreislauf, sondern ist auch die Lebensgrundlage für viele Lebewesen.

Warum ist die Bodengesundheit so wichtig, vor allem für den Menschen?

Ich denke es ist wichtig, dass wir Menschen uns erinnern, das wir alle Teil der Umwelt sind und sie ein Teil von uns. Wir sind auf einander angewiesen. Denn jeder Mensch braucht Nährstoffe, sauberes Wasser oder Luft. All das und vieles mehr stellen uns die Böden dieser Erde bereit.

Der Boden ist eine globale Ressource. Egal ob es Kleidung, Medikamente, Energie oder Nahrung betrifft, so viele Unternehmen sind abhängig von der Ressource Boden.

Doch durch einen Mangel an Regulation, internationale und einheitliche Gesetze oder auch das fehlende Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen, ruinieren wir das Fundament auf dem vieles steht und fällt

In den Boden zu investieren, ihn zu pflegen und zu hegen ist eine smarte Investition. Eine die Menschen selten tätigen. Denn jedes Jahr zerstören wir 12 Millionen Hektar durch intensive Landwirtschaft, Versiegelung, Verschmutzung und Erosion.

Nehmen wir an, die Prognosen der UN werden zur Realität, und bis 2050 leben 10 Milliarden Menschen auf der Erde. Glaubst du, dass es genug fruchtbaren Boden geben wird, um alle Menschen zu ernähren?

 

Ja, wenn wir anerkennen, dass der Boden lebt und gleichzeitig unsere Paradigmen ändern. Meiner Meinung sieht es so aus als bräuchten wir eine zweite Grüne Revolution, die auf einer nachhaltigen Intensivierung der Landwirtschaft basiert.

die 1. grüne Revolution

Mitte der 1960er Jahre kam es zu einer landwirtschaftlichen Revolution. Dabei wurden neue Anbaumethoden und vor allem Hochertragssorten verwendet. Auch eine größere Menge an Düngemitteln und Energie wurde eingesetzt. Ziel war den Hunger auf der Erde zu bekämpfen.

Jedoch konnten sich nur reiche Bauern diese Methoden leisten und jene die am stärksten Betroffen waren hatten nicht das nötige Kapital dazu.

Durch den intensiven Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden konnten zwar Erträge gesteigert werden, doch die Umwelt wurde dadurch vermehrt belastet.

 

Abgesehen von den wirtschaftlichen Verlusten, die mit der Bodenzerstörung einhergehen, sterben jeden Tag 40 Millionen Menschen, als Konsequenz von Hunger und Unterernährung.

Laut FAO mangelt es jedoch nicht an Nahrung, aber an mangelnder Verteilungsgerechtigkeit. Nur wenn wir es schaffen Böden vor Ort fruchtbar zu machen und erhalten, können sich die Menschen lokal selbst versorgen und den Zugang zu Nahrung schaffen.

Gibt es Möglichkeiten oder Techniken um Böden wieder fruchtbar zu machen?

Ja und sie sind sehr vielfältig. Letztendlich haben sie alle gemeinsam, die Struktur des Bodens so wenig wie möglich zu verändern. Zum Beispiel die Bodenbearbeitung einzuschränken und die Menge an organischer Substanz wiederzugewinnen, mit deren Hilfe physikalische und chemische Prozesse zurückkehren.

Nahrung für die Menschen

Durch den hohen Fleischkonsum, müssen immer mehr Tiere gezüchtet werden um dem Bedarf gerecht zu werden. Doch damit diese wachsen und von Menschen verzehrt werden können, brauchen sie Futter. So werden 70% des Getreides an Tiere verfüttert, die dann von uns Menschen gegessen werden.

Alles hat seinen Platz

Durch die Globalisierung ist es möglich weltweit zu handeln. Doch wenn Tiere ihren natürlichen Lebensräumen entrissen werden und an solche gebracht werden, die nicht ihren genetischen Bedürfnissen entsprechen

weitere Beispiele

  • Qualität über Quantität
  • Nachhaltige Intensivierung
  • Unterstützung der Landwirte
  • Bewusste Kaufentscheidungen
  • Bio ist besser als billig
  • Kreislaufwirtschaft: was wir entnehmen muss wieder ausgeglichen werden

Diese, sind ein paar Voraussetzungen um eine weitreichende und vielfältige biologische Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Denn mit diesen, ist der Boden nicht so leicht angreifbarer und resilienter.

Was kann jeder/e Einzelne zur Bodengesundheit beitragen?

Wie Professor José Esquinas sagt: „Wir müssen den Einkaufswagen in ein Kampffahrzeug verwandeln“

einkaufswagen

Was er damit meint ist, dass wir uns mehr über unsere Käufe informieren müssen und mit unserer Kaufkraft die Welt verändern können.

Mit unserem Konsum können wir nämlich mehr bewirken als du glaubst. Deswegen ist es wichtig sich zum Beispiel diese Fragen zu stellen bevor wir ein Produkt kaufen:

  • Wo kommt das Produkt her?
  • Wie wurde es produziert?
  • Was unterstütze ich mit meinem Kauf?

Jeder Konsument trägt eine Verantwortung und diese müssen wir auch übernehmen, wenn wir zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten überlassen wollen.

Denn Lebensmittel und andere Produkte hängen vom Boden ab. Wenn wir weiterhin verschwenden und ausbeuten tragen wir zum Abbau des Bodens     bei.

Auch wenn es viele Menschen nicht gerne hören aber auch die Fleischproduktion trägt einen großen Beitrag zur Umweltzerstörung und deshalb sollten wir diese in Zukunft reduzieren.

Ich glaube erst wenn wir verstanden haben welche Rolle der Boden für uns alle spielt und diese Ressource in Entscheidungen der Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft integrieren, können die Böden dieser Erde aufatmen.

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