Bis 2030 hätten große Teile der Erde unter Schutz gestellt werden sollen. Wegen der Pandemie und der Ukraine Krise könnte sich das Zieljahr nun aber verschieben. Da der globale Biodiversitätsverlust keine Pause macht, gibt es hier 3 Lösungen für die Biodiversitätskrise.
In den letzten 8000 Jahren wurde die globale Waldfläche um ungefähr 40 Prozent reduziert. Das Artensterben beschleunigt sich. 75 Prozent der genetischen Vielfalt landwirtschaftlicher Nutzpflanzen sind verloren gegangen und mittlerweile haben wir Menschen sechs der neun planetaren Grenzen überschritten. All das zeigt: Wir leben in einer Biodiversitätskrise. Die Gründe für den Biodiversitätsverlust sind vielfältig, die Ursache ist der Mensch.
45 Wissenschaftler*innen des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität haben sämtliche Informationen zum Status der Biodiversität zusammengetragen und daraus die zehn Must-Knows der Biodiversitätsforschung (2022) abgeleitet. Darunter befinden sich viele Lösungsansätze, aber auch eine detaillierte Schilderung des Problems. In diesem Beitrag soll es um drei Lösungen gehen, die uns helfen können, den Biodiversitätsverlust zu bremsen.
Was man unter Biodiversität versteht, liest du hier.
1. Es braucht eine nachhaltige Nutzung von Wäldern
Zu keiner Disziplin passt das Wort Nachhaltigkeit besser als zur Forstwirtschaft. In diesem Bereich wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit von Hans Carl von Carlowitz im 18. Jahrhundert begründet. Es besagt, dass nur so viel Holz entnommen werden soll, wie in einer bestimmten Zeit nachwachsen kann.
Das Problem:
Vor allem in den Tropen steht ein nachhaltiger Umgang mit Wäldern nicht auf der Tagesordnung. Eine der Hauptursachen für den Biodiversitätsverlust sind Landnutzungsänderungen. Darunter versteht man beispielsweise die Umwandlung von einem Wald mit verschiedenen Baumarten, in eine Monokultur. Mit Rodungen wird ebenfalls die Landnutzung verändert und ein Grund dafür ist die Viehhaltung: „Der Import von Fleisch und Soja in die EU zerstört jährlich 120.000 Hektar.“
Was die Politik tun kann?
Vor allem die Politik kann Anreize für eine nachhaltigere Nutzung der Wälder setzen. Laut dem Forschungsnetzwerk braucht es in Zukunft die Förderung von strukturreichen Mischwäldern und Bäumen, die beispielsweise mit Dürre und Krankheitserregern zurechtkommen.
Außerdem können Primärwälder (Urwälder) unter Schutz gestellt und in Wirtschaftswäldern, Zonen unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensitäten errichtet werden. Dafür braucht es auch internationale Zusammenarbeit, um Interessen und Zielkonflikte abzuwägen und vielfältige Nutzungsansprüche zu berücksichtigen.
Was die Gesellschaft tun kann?
Auch die Gesellschaft könne etwas tun, indem wir Veränderung fordern und eine nachhaltige Nutzung fördern. Vor allem Tropenwälder sollten nicht mehr abgeholzt werden. Sie sind nicht nur wichtig für indigene Völker und die Biodiversität, sondern auch für das Klima. Gleichzeitig gehören sie zu den gefährdetsten Ökosystemen der Erde.
Für ein verändertes Konsumverhalten brauche es verlässliche Zertifizierungen, die kontrolliert und laufend angepasst werden. Menschen vor Ort brauchen Alternativen, um ihre Existenz zu sichern.
2. Ein Umbau der Landwirtschaft
Das Problem:
Ein großer Teil der Landwirtschaft hat in Vergangenheit maßgeblich zum Biodiversitätsverlust beigetragen. Das wirkt sich auch auf den Ertrag von landwirtschaftlichen Produkten aus. Der großzügige Umgang mit Düngemitteln und Pestiziden hat zum Beispiel zu Problemen für Arten wie Wildbienen geführt. Gleichzeitig dominieren nur wenige Pflanzenarten die Nahrungmittelproduktion. Weltweit werden auf 40 Prozent der Felder Mais, Weizen oder Reis angebaut, was mit einem erhöhten Anbaurisiko einhergeht.
Was die Politik tun kann:
Derzeit werden global 540 Milliarden US-Dollar für Agrarsubventionen ausgegeben. Für landwirtschaftliche Betriebe die Biodiversität fördern, brauche es mehr finanzielle Unterstützung und biodiversitätsschädigende Praktiken sollten in Rechnung gestellt werden. Klimaschutz Maßnahmen müssen jetzt umgesetzt werden. Denn „ohne Klimaschutz sind Anstrengungen zur Erhaltung der Biodiversität langfristig nicht erfolgreich“, heißt es in der Publikation des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität.
Was die Gesellschaft tun kann:
„Landwirt*innen sind entscheidende Akteure für den Erhalt und die Entwicklung der Biodiversität“, schreiben die Autor*innen der Studie. Sie versorgen uns mit Lebensmitteln und sind gleichzeitig Gestalter*innen der Natur. Mit der Art und Weise wie Nahrungsmittel produziert werden sind sie maßgeblich am Erhalt der Biodiversität beteiligt. Diese Leistungen brauchen mehr Wertschätzung in der Gesellschaft.
Es geht aber auch um eine gesellschaftliche Bewusstseinsbildung, die zu einem umweltbewussteren Ernährungsverhalten und somit zur Förderung der Biodiversität beitragen kann. Denn laut einem aktuellen UN-Report sind Lebensmittelsysteme (Produktion, Transport, Verarbeitung und Konsum) für 29 Prozent der Treibhausgasemissionen und den größten Anteil am Verlust der biologischen Vielfalt verantwortlich. Ein logischer erster Schritt zur Lösung des Problems sei eine Umstellung auf eine größtenteils pflanzliche Ernährung.
3. Investitionen für mehr Biodiversität
Das Problem:
Jährlich werden 500 Milliarden US-Dollar in Form von Subventionen für Aktivitäten ausgegeben, die der Biodiversität schaden. Das ist sechsmal so viel, wie für den Schutz von Biodiversität ausgegeben wird und passiert, obwohl wir von funktionierenden Ökosystemen und Ökosystem-Leistungen abhängig sind.
Was die Politik tun kann:
Noch werden Investitionsentscheidungen meist ohne Rücksicht auf Biodiversitätsverluste getroffen. In Zukunft soll sich das ändern: Indem Investitionsanreize geschaffen, der Wert von Biodiversität sowie die Kosten des Verlusts bei Investitionen berücksichtigt und Mechanismen errichtet werden, die Biodiversität fördern. Dazu zählen zum Beispiel Ökosystemgesamtrechnungen, die durch Messungen von Ökosystemen und ihren Leistungen einen Ansatz für die Bewertung der Umwelt liefern.
Weitere Anstrengungen, um den Wert von Biodiversität zu berücksichtigen, seien laut den Forscher*innen erforderlich und: „Eine vollständige Einbeziehung des Wertes der biologischen Vielfalt in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung erfordert eine tiefgreifende Reform, um den Rahmen für inklusiven Wohlstand zu gestalten.“
Was die Gesellschaft tun kann:
Als Gesellschaft sind wir von Biodiversität nicht nur abhängig, weil sie funktionierende Ökosysteme fördert, die uns wertvolle Dienste leisten. Sondern auch, weil sie Stabilität bringt und eine Versicherung gegen externe Schocks, wie zum Beispiel Naturgefahren, ist. Auch private Spar- und Investitionsentscheidungen können laut den Autor*innen einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Wichtig sei vor allem auch, Druck auf die Politik auszuüben, damit wirtschaftliche Anreize so ausgerichtet werden, dass sie Biodiversität fördern und nicht zerstören.
Die Biodiversitätskonferenz in Kunming (China) wurde nun auf Ende des Sommers 2022 verschoben. Dann soll unter anderem entschieden werden, wie viel Fläche der Erde unter Schutz gestellt werden oder wie viel Geld ärmere Länder für den Artenschutz bekommen sollen.
Klar ist schon heute: Der Klimawandel und der Biodiversitätsverlust sind eine Doppelkrise, die gemeinsam bewältigt werden muss. Das zeigt auch der hier vorgestellte Bericht. Dort gibt es noch 7 weitere Must-knows zu entdecken und er hilft, die Ursachen der Biodiversitätskrise besser zu verstehen.
Eine Antwort auf „Die Vielfalt bewahren: 3 Lösungen für die Biodiversitätskrise“