Schuldzuweisung bringt uns nicht weiter. Sie entfernt uns voneinander und die Distanz zu unseren eigentlichen Zielen wird dabei immer größer. Weder Vorwürfe, die an Einzelpersonen gerichtet sind, noch jene an andere Generationen, machen Sinn. Es mag zwar stimmen, dass einige Personen den Fortschritt aufhalten, aber es gab in Vergangenheit auch Menschen, die sich schon damals für Klimaschutz einsetzten und auch heute gibt es junge Menschen, die einiges bewegen. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass man hier etwas schön reden könnte, die Umstände sind definitiv alarmierend, aber es lassen sich nun mal nicht alle in eine Schublade stecken. Was wir von der Ozonbewegung über die Klimadebatte lernen können, liest du Hier:
Verantwortung statt Vorwürfe
„Ihr fliegt von A nach B, wisst nicht, wie man einen Reißverschluss einnäht, habt ein Handy und wälzt euch im westlichen Luxus.“ Das sind Vorwürfe, die von sogenannten „Babyboomern“ in Richtung Generation X,Y,Z fliegen. Der Gegenschlag lässt nicht lange auf sich warten und lautet: „Ihr seid schuld, dass von einer Erde, wie ihr sie noch als selbstverständlich wahrgenommen habt, bald nichts mehr übrig ist. Wegen dem unendlichen Streben nach wirtschaftlichem Wachstum bringt ihr eure eigenen Kinder in Gefahr.“
Ich will nicht sagen, dass so manche Vorwürfe an bestimmte Personen nicht stimmen. Doch kennen wir uns meist nicht mal selbst gut genug, und schließen durch Bruchteile an Informationen auf das Leben anderer. Es ist interessant und eigenartig zugleich, wie man mit Schuldzuweisungen versucht, vom eigenen Handeln abzulenken. Um nur nicht dieses unangenehme Gefühl zu spüren, das sich breit macht, wenn man merkt, dass man einen Beitrag zu gewissen Entwicklungen und Problemen leistet. Es ist leichter anderen Ratschläge mitzugeben, als sich selbst mit den eigenen Handlungen auseinanderzusetzen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Wo es doch genau das ist, was uns alle am meisten weiterbringen würde.
Das Ozonloch und der erste Schritt in Richtung globaler Klimaschutz
Es mag den Anschein haben, als wäre in Vergangenheit nichts in Sachen Klimaschutz passiert. Aufgrund des sehr gemächlichen Tempos und einigen Rückschlägen ist das auch durchaus verständlich. Es ist aber nicht nur ungerecht, sondern auch falsch, alle Menschen einer gewissen Altersschicht, Religion, oder Herkunft über einen Kamm zu scheren. Selbst in der Vergangenheit gab es Menschen, die Verantwortung übernommen haben und für Klimaschutz aufgestanden sind.
Dafür gibt es sogar ein Beispiel: Den Umgang mit dem Ozonloch.
Laut Recherche wurde das erste Ozonloch 1960 entdeckt. Ab 1970 haben Wissenschaftler dann immer mehr darauf hingewiesen, dass wir etwas ändern müssen, um die Ozonschicht zu schützen.
Bevor ich weitererzähle, sollten wir uns genauer anschauen, was Ozon ist und welche Auswirkungen Ozon hat. Denn es macht einen großen Unterschied, wo sich Ozon in der Atmosphäre befindet.
Ozon in der Troposphäre:
Die Troposphäre ist die unterste Schicht der Atmosphäre. Hier ist Ozon ein Problem! Denn in Bodennähe ist Ozon ein starkes Oxidationsmittel und ein kurzlebiges sekundäres Treibhausgas. Das bedeutet, es wird nicht direkt freigesetzt, sondern ist ein Folgeprodukt lokaler Schadstoffemissionen, die meist menschlichen Ursprungs sind. Vor allem im Sommer ist Ozon ein Problem und gefährdet als Sommersmog Menschen, Tiere und Pflanzen. In der Troposphäre wird Ozon aber auch als Klimagas wirksam und trägt zum menschengemachten Treibhauseffekt bei.
Entstehung von troposphärischem Ozon
Ursache der Zunahme von Ozon in der Atmosphäre sind Stickstoffoxide und Kohlenwasserstoffe in Verbindung mit Licht bzw. UV-Strahlung Die Präsenz von großräumigen Hochdruckgebieten, einer starken Sonneneinstrahlung oder Windstille fördern die Ozonbildung. Ozon findet man vor allem in ländlichen vorstädtischen Gebieten, da die Abgase wie Stickstoffoxide vom Wind verfrachtet werden und diese dann mit Ozon reagieren.
Vorläufersubstanzen von troposphärischem Ozon
In Bodennähe braucht Ozon andere Gase, damit es entstehen kann. Das sind vor allem Stickstoffoxide, flüchtige organischen Verbindungen (VOCs) oder auch Kohlenmonoxid und Methan. Die meisten entstehen vor allem im Verkehrsbereich, und in der Industrie, wie zum Beispiel bei der Keimtötung oder in Lösemitteln, die sich in Farben Lacken, Klebstoffen, oder Reinigungsmitteln befinden.
Wirkung von troposphärischem Ozon
Pflanzen reagieren auf eine hohe Ozonbelastung mit Wachstumsstörungen, werden empfindlicher gegenüber Parasiten und Krankheitserregern – daraus resultieren Ertragseinbußen. Insekten erfahren eine starke Beeinflussung ihres Orientierungssinnes durch zu viel Ozon und auch Bodenorganismen nehmen eher ab. Die Reaktionen sind aber stark abhängig von der untersuchten Art und dem Kontext. Bei uns Menschen führt Ozon zur Beeinträchtigung der Lungenfunktion, und zu einem Anstieg von Lungenkrankheiten.
Ozon in der Stratosphäre
Die Stratosphäre ist ein weiterer Teil der Atmosphäre. Sie befindet sich ab 15km Höhe. Dort spielt Ozon eine sehr wichtige Rolle für das Leben auf dem Planeten, denn dort befindet sich auch die Ozonschicht. Die Ozonschicht ist nicht nur ein genialer Bestandteil des natürlichen Systems der Erde, sondern für uns Menschen essentiell: Sie schützt uns vor der schädlichen UV-B Strahlung, die bei uns Menschen zum Beispiel zu Hautkrebs oder Atemwegserkrankungen führt .
FCKWs und Halogene
Stratosphärisches Ozon entsteht durch die Reaktion von UV-Strahlung der Sonne und Sauerstoff. So wird Ozon in der Stratosphäre ständig aufgebaut und erneuert. Halogene, oder FCKWS stören diesen Vorgang. Vor allem Fluorchlorkohlenwasserstoffe, also FCKWs, wurden zum Problem. Ihre maximale Wirkung erreichen die Fluorchlor- und Bromfluorkohlenwasserstoffe bei -43°C. Das bedeutet: besonders kalte Temperaturen fördern die Zerstörung der Ozonschicht.
Das Ozonloch
Wenn die Ozonschicht auf weniger als die Hälfte ihrer Dicke reduziert ist, spricht man von einem Ozonloch. Ihre Dicke wird in Dobzon Units (DU) gemessen und 1 DU entspricht 0.001cm. Durch das Loch in der schützenden Ozonschicht, trifft dann mehr UV-B Strahlung auf die Erde.
FCKWs wurden früher vor allem als Kühlmittel, Lösungsmittel oder Treibmittel für Schaumstoffe eingesetzt. Als bekannt war, dass diese Fluorchlorkohlenwasserstoffe einen großen Beitrag zur Zerstörung der Ozonschicht leisteten, lenkte die Politik ein.
Politische Entscheidungen
Bis dahin haben laut Recherche weder die Medien noch die Öffentlichkeit das Problem ernst genommen. 1985 einigten sich die Staaten dann in Form des Montreal Protokolls, FCKWs drastisch zu reduzieren. 1987 wurde der Beginn des internationalen FCKW-Verbots eingeleitet. Seit der Jahrtausendwende ist die FCKW-Belastung stark zurückgegangen und die Maßnahmen haben gegriffen. Bis heute haben 197 Staaten das Montreal Protokoll ratifiziert.
Die EU legte Schwellenwerte fest: 120 mykrog/m3 dürfen an höchstens 25 Tagen im Jahr überschritten werden – gemittelt über 3 Jahre (european environmental agency 2010). Das bedeutete einige Veränderungen in der gewohnten Verhaltensweise. Um die Vorläufersubstanzen um 60 bis 80 % zu reduzieren, mussten Maßnahmen wie der Einsatz von Katalysatoren und Denox Anlagen getroffen werden. Weltweit wurde so der Einsatz von FCKWs drastisch reduziert. Das ist und war ein Erfolg für den Klimaschutz.
Das Ozonloch Heute?
Nachdem die FCKW-Konzentrationen deutlich zurück gingen, erholte sich die Ozonschicht langsam. Die Größe des Ozonlochs schwankt auch heute noch. Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und des UN-Umweltprogramm (UNEP) könnte sich die Ozonschicht aber bis 2060 wieder erholen. 2019 war das Ozonloch laut europäischer Forscher so klein wie vor 30 Jahren. Wir sind also auf einem guten Weg, doch der Klimawandel kann diesen Prozess verlangsamen.
Illegale FCKWS
Einige Jahre nachdem es zum FCKW-Verbot kam, war wieder ein unerwarteter Anstieg an FCKW Emissionen zu erkennen. Offenbar haben sich manche nicht an das FCKW Verbot gehalten. Laut meiner Recherche sind knapp zwei Drittel dieser Emissionen auf China zurück zu führen. Mehr dazu kannst du Hier lesen.
Der Unterschied zur Klimabewegung?
Das Ozonloch war eine reale Gefahr, auf die die Gesellschaft reagiert hat. Die Geschichte zeigt, dass es möglich ist etwas zu ändern, dass die Hoffnung nicht verloren ist, und dass schon damals Menschen erfolgreich für Umweltschutz aufgestanden sind. Doch es gibt auch ein paar Unterschiede, die man bedenken sollte:
Der Wert der Gesundheit
Für Politiker war es einfacher zu einem Konsens zu kommen. Denn wenn klar ist, dass die Gesundheit vieler Menschen offensichtlich in Gefahr ist, werden Entscheidungen plötzlich ganz schnell getroffen. Wenn wir Menschen verstehen, was auf dem Spiel steht, wachen wir endlich auf. Das Verständnis über die Gefahren, die mit dem Klimawandel einhergehen, scheint noch immer nicht ganz ausgereift.
Es muss also noch klarer gemacht werden, welche Folgen der Klimawandel haben kann, und dass er eine reale Bedrohung ist. Schon heute gibt es mehr Hitzetode, Ernteausfälle und Extremereignisse, die Begleiterscheinungen des Klimawandels sind.
Auf FCKWs können wir verzichten
Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass die ozonzerstörenden Substanzen (FCKWs) relativ einfach ersetzt werden konnten. Beim Klima geht es um mehr Zusammenhänge, die wir teilweise noch nicht ganz verstehen, aber wir wissen, dass Treibhausgase maßgeblich an der Erwärmung des Klimas beteiligt sind.
Leugnen macht es nur schlimmer als es ist
CO2 und Co sind noch fester Bestandteil der Systeme, die wir Menschen geschaffen haben. Um die Herausforderung Klimawandel zu meistern, muss sich einiges verändern und das kann auch Investition bedeuten. Egal ob wir passiv bleiben oder aktiv etwas gegen den weiter fortschreitenden Klimawandel tun, es wird nicht billig. Langfristig könnten uns viele Änderungen für mehr Klimaschutz, aber psychisch und physisch gesünder machen.
Dass endlich mal Schwung in die Sache kommt ist vielen Menschen zu verdanken, und sie sind nicht alle jung. Diese Herausforderung ist viel größer als das Ozonproblem, weil das Klimasystem so komplex ist, dass die Lösung für einen Großteil der Menschen nicht greifbar ist. Außerdem wird der Klimawandel schon seit mehr 40 Jahren thematisiert und lange ignoriert.
Immer noch gibt es Menschen, die den anthropogenen Klimawandel leugnen, und glauben man könne so weiter machen wie bisher. Die Wissenschaft sagt aber etwas anderes: Die Lösungen gibt es, sie liegen schon lange am Tisch. Die Menschen haben damals als es um Ihre Gesundheit ging der Wissenschaft vertraut, warum nicht heute auch?
Eine globale Gemeinschaft
Den Babyboomern vorzuwerfen, sie hätten die Welt zerstört, mag zwar helfen sie ihrer Verantwortung bewusst zu machen. Diese Schuldzuweisungen führen aber auch zu Spaltung, auf die ehrlich gesagt keiner wirklich Lust hat. Außerdem haben manche von ihnen auch etwas gut gemacht, wie zum Beispiel sich für den Schutz der Ozonschicht eingesetzt.
Menschen machen Fehler. Wichtig ist, dass die gleichen Fehler nicht weiterhin wiederholt werden. Das Gute ist: Wir Menschen können aus Fehlern lernen. Aus den eigenen, aber auch jenen, die andere gemacht haben. Deswegen gehen so viele junge Menschen auf die Straßen, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Um aus den Fehlern ihrer Vorfahren zu lernen.
Es ist nämlich schon lange Zeit dafür. Es geht jetzt darum gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Das setzt aber voraus, dass sich jeder, egal ob alt oder jung, mit dem individuellen Einfluss, den wir auf die Welt haben, auseinandersetzt.
Wir brauchen das Bewusstsein darüber, dass wir eine globale Gemeinschaft sind. Denn ich glaube daran, dass wir die großen Herausforderungen nur gemeinsam lösen können. Dabei kann jede Generation viel von der anderen lernen. So können wir uns als Menschheit weiterentwickeln, so wie es die Evolution für uns vorgesehen hat.
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