Hitzewellen werden häufiger und für uns Menschen können extreme Temperaturen gefährlich werden. Was du über Hitzewellen wissen solltest und wie man sich am besten bei hohen Temperaturen verhält, erfährst du hier:
41,8 °Celsius zeigten die Thermometer Mitte Mai 2022 in Spanien an. Das klingt mittlerweile nicht mehr wie eine Neuigkeit. Was früher ein Extremwert war, wird immer mehr zur Normalität. Doch sogar für Spanien kommt diese Hitzewelle, laut dem spanischen Wetterdienst AEMET, ein Monat zu früh.
Obwohl Hitze nicht immer als eindeutige Todesursache identifizierbar ist, geht mit den hohen Temperaturen ein erhebliches Gesundheitsrisiko einher. 2018 starben in Österreich laut der Agentur für Gesundheit und Ernährung (AGES) 550 Menschen an Hitze.
Was ist eine Hitzewelle?
Laut dem Deutschem Wetterdienst existiert international keine einheitliche Definition für das Extremwetterereignis Hitzewelle. Vereinfacht gesagt, sind damit mehrere aufeinanderfolgende Tage mit ungewöhnlich hohen Temperaturen gemeint.
Eine Methode Hitzewellen zu definieren, stammt vom tschechischen Meteorologen Jan Kysely: „Es handelt sich um eine Hitzewelle, sobald an mindestens drei Tagen in Folge die Maximaltemperatur 30°Celsius überschreitet. Sie hält so lange an, wie die mittlere Maximaltemperatur über die gesamte Periode über 30°Celsius bleibt und an keinem Tag eine Maximaltemperatur von 25°Celsius unterschritten wird.“ Jeden Tag einer Hitzewelle bezeichnet man als Kysely Tag. Die Methode von Kysely wird auch in Österreich herangezogen.
Wie entsteht eine Hitzewelle?
Hitzewellen entstehen durch besondere Verhältnisse in der Atmosphäre. Der Jet Stream verursacht großräumige Wellen, die auch als planetarische Wellen bezeichnet werden. Diese können zu langanhaltender Hitze führen.
Eine Hitzewelle kann überall dort entstehen, wo sich ein Hochdruckgebiet in der Atmosphäre entwickelt. „In einem Hoch kann im Sommer die Sonne den Boden ungestört erwärmen, weil sich die Wolken auflösen. Und da der Wind meist schwach ist, erwärmt sich die Luft in der Folge schnell“, erklärt Matthias Ratheiser vom meteorologischen Forschungsinstitut „Weatherpark“.
Sind Hitzewellen durch den Klimawandel häufiger geworden?
Ja. Von 1961 bis 1990 gab es in Wien durchschnittlich 9,2 Hitzetage pro Jahr. Zwischen 1991 und 2020 waren es im Schnitt 20,1 Hitzetage pro Jahr. Das ist mehr als doppelt so viel. Der Klimawandel führt also dazu, dass Hitzewellen nicht nur länger, sondern auch häufiger werden. Denn je höher die Temperaturen, desto wahrscheinlicher sind Hitzewellen.
1961 bis 1990 | 1991 bis 2020 | |
Hitzetage | Ø 9,2 | Ø 20,1 |
Hitzewellen sind in den letzten 40 Jahren um bis zu 4 Grad Celsius heißer geworden. „Bis Mitte des Jahrhunderts müssen wir mit einer weiteren Erwärmung von ca. einem Grad im Mittel rechnen. Was das für die Hitzewellen bedeutet, werden wir sehen. Denn das können wir gar nicht so genau sagen. Eine Hitzewelle mit über 42 Grad ist in Wien aber überfällig. Gerade die Extreme verhalten sich nicht so linear wie die mittleren Verhältnisse. Wenn da die richtigen Sachen zusammenfallen, hat man auf einmal ganz andere Situationen “, erläutert der Klimawissenschaftler Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur.
Hitzewellen sind mehr als unangenehm
Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat sich mit den Folgen tödlicher Hitze beschäftigt. Laut den Autor*innen waren bereits bei der Veröffentlichung des Berichts, ca. 30 Prozent der Menschheit an mindestens 20 Tagen im Jahr, Temperaturen und einer Luftfeuchtigkeit ausgesetzt, die potentiell tödlich sind.
Bis 2100 könnte dieser Anteil auf 48 Prozent steigen, vorausgesetzt die Emissionen sinken. Sinken die Emissionen nicht, könnten bis zu 74 Prozent der Weltbevölkerung von tödlicher Hitze betroffen sein.
Wann wird die Hitze zum Problem?
Die Körpertemperatur bei uns Menschen liegt bei ca. 37 Grad Celsius. Selbst wenn wir gar nichts tun, produziert unser Körper Wärme, die an die Umgebung abgegeben werden muss. Wenn die Umgebungstemperatur weit unter 37 Grad Celsius liegt, ist das kein Problem:
Warmes Blut wird unter die Hautoberfläche geleitet, wo sie durch die Außentemperatur abgekühlt wird. Auch schwitzen ist ein Mechanismus unseres Körpers, der uns vor der Hitze schützt, da dadurch Verdunstungskälte entsteht. Ist die Körperkerntemperatur zu hoch, entscheiden schon ein paar Grad über Leben und Tod. Denn ab 40 Grad Celsius Körpertemperatur wird es kritisch.
Problematisch ist vor allem die Kombination aus Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Laut dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik kann Wärme niemals spontan von einem kälteren an ein wärmeres oder gleich warmes Objekt abgegeben werden. Das bedeutet bei ca. 37 Grad Celsius Lufttemperatur staut sich die Hitze in unserem Körper.
Pro Grad Erwärmung kann die Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit bedeutet, dass die die Luft bereits mit Wasser gesättigt ist und kein weiteres, zum Beispiel durch Schwitzen, aufnehmen kann. Für die Hitzewarnungen wird deshalb die gefühlte Temperatur herangezogen. Das ist die Kombination aus Lufttemperatur, Strahlungsbedingungen, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit.
Für wen ist die Hitze ein Problem?
Hitze ist für jeden Menschen eine Belastung. Denn der Körper muss viel Energie aufwenden, um die Körpertemperatur von 37 Grad Celsius zu halten. Folgen von Hitze sind Krämpfe, Bewusstseinsstörungen, Übelkeit, Schwindel, und im Extremfall Tode durch Herz-Kreislaufversagen.
Manche Menschen sind stärker betroffen als andere. Besonders gefährdet sind nicht nur ältere Menschen und Kinder. Sondern auch sozial isolierte Personen, Pflegebedürftige, Obdachlose, Schwangere, Menschen mit psychischen oder chronischen Erkrankungen aber auch jene, die im Freien arbeiten oder weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben, gehören zu den Risikogruppen.
Die Hitze in den eigenen vier Wänden
Ist es draußen zu heiß, versuchen sich viele Menschen in ihren Wohnungen vor der Hitze zu schützen. Wer es sich leisten kann, kauft sich eine Klimaanalage:
„Das schlimmste was passieren kann ist, wenn im privaten Bereich billige Klimageräte aufgestellt werden. Die verbrauchen erstens viel Strom und zweitens können sie das Innenraumklima sogar verschlechtern, weil die Luft trockener wird. Drittens hat man die Geräuschbelastung. Ich glaube das Erfolgsrezept bei der Anpassung an den Klimawandel ist die thermische Sanierung. Man muss immer vor Ort schauen, welche Möglichkeiten es gibt, aber auch von außen kann man kühlen. Zum Beispiel mit Beschattungs- und Begrünungsmaßnahmen. Für Begrünungen kann man sich bis zu 20.200 Euro Förderungen abholen“, so Jürgen Preiss von der MA 22 Wien.
„Das Hauptproblem mit der Hitze hat man in den eigenen vier Wänden. Ich glaube, hier darf die soziale Komponente nicht vergessen werden. Da ist die thermische Sanierung von Gebäuden ein wichtiger Faktor. Die Hitze trifft nämlich gerade jene, die in billigen und schlecht sanierten Wohnungen leben. Da braucht es Fördersysteme für eine thermische Sanierung. Das hätte auch den Effekt, dass man Energie sparen und damit auch die Gas Abhängigkeit reduzieren kann“, schildert Matthias Ratheiser.
Vom Bundesministerium für Klimaschutz gibt es noch bis 31.Dezember 2022 den Sanierungsscheck für thermische Gebäudesanierungen. Sofern das Gebäude älter als 20 Jahre ist. Maximal 30 Prozent der förderungsfähigen Kosten, wie die Dämmung der Außenwände, können gefördert werden. Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 war die Sanierungsrate in Österreich aber so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr und etwa 1,9 Millionen Wohneinheiten haben einen unzureichenden Sanierungsstandard.
Was sollte man an besonders heißen Tagen tun?
- Viel Trinken: Am besten Wasser, verdünnte Säfte oder ungesüßte Tees. Zu kühle Getränke regen die eigene Wärmeproduktion an, was vermieden werden sollte, weil dadurch Flüssigkeit verloren geht.
- Nicht zu viel essen: Greife lieber zu kleinen, leicht verdaulichen, fettarmen Mahlzeiten, die du verteilt auf den Tag isst.
- Abdunkeln: Die Wohnung sollte man, wenn möglich, tagsüber abdunkeln und die Fenster schließen. Aber, wenn man den ganzen Tag zu Hause ist und nicht lüftet, könnte es mit dem Sauerstoff knapp werden.
- Schatten und kühle Orte aufsuchen
- Lüften: Tagsüber und Abends (wenn man zu Hause ist) nur Stoßlüften. Morgens, dann aber so richtig, um für Durchzug zu sorgen. In den meisten Städten kühlt es erst nach 22 Uhr so richtig ab.
- Siesta halten und Mittagshitze vermeiden
- Wärmequellen beseitigen: Elektrogeräte in der Wohnung möglichst ausschalten.
- Wäsche waschen und in der Wohnung aufhängen. So entsteht Verdunstungskälte.
- Den Körper durch kühle bis lauwarme Duschen oder feuchte Tücher abkühlen
- Den Kopf und die Haut vor Strahlung schützen
- Sport, nur abends oder morgens, wenn es die Temperaturen und die körperliche Verfassung zulassen.
- Kontakt halten zu nahestehenden gefährdeten Personen und helfen, wenn nötig.
- Ist eine andere Person wegen Hitze zusammengebrochen, sollte man sie, wenn möglich, in eine kühle Umgebung bringen, die Kleidung lockern, feuchte Tücher auflegen, Flüssigkeit geben, bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage bringen und die Rettung (144) rufen.
Der Sommer ist nun auch in Österreich zurück und im Gepäck hat er Hitzewellen. Deshalb braucht es Klimaschutz, aber auch dann sind Hitzetage nicht vermeidbar. Um die städtische Bevölkerung vor Hitze zu schützen, braucht es kühle Rückzugsorte. Was dafür nötig ist, liest du im nächsten Beitrag.
Eine Antwort auf „Die Hitze und der Mensch – 13 Tipps“